Höhlenkundliche ARGE Rosenstein - Heubach e.V.
 

26.09 bis 03.10.2022
Kenne ich Cannstatter??

Text: Gabriele Bitzer
Bilder: Frank Ulmer, Gabriele Bitzer

Im Sommer ging bei mir eine Einladung der Arge Bad Cannstatt zu einem Höhlenurlaub im französischen Jura ein. Naja, nicht direkt bei mir, sondern bei Jule, mit dem Vermerk, daß weitergeben in Ordnung wäre. Und dann war also die Einladung bei mir. Ein Blick in den Kalender zeigte mir, daß ich in der betreffenden Woche Zeit hatte. So beschloss ich die Gelegenheit wahrzunehmen. Unterdessen überlegte ich mir, ob ich überhaupt irgendwelche Cannstatter Höfos kenne. Auf Anhieb fielen mir keine ein. Aber egal. Für gewöhnlich entpuppen sich unbekannte Höfos als Freunde. So meldete ich mich bei Stefan an. Dabei fiel mir ein, daß ja das Riesendingteam zur Arge Bad Cannstatt gehört, welches ich  flüchtig kenne, aber die sind ja mehr im Riesending unterwegs und kaum im Jura.
Ende September packte ich also meine Sachen und fuhr gen Süden. Auf dem Campingplatz angekommen hielt ich nach Höfos Ausschau, konnte aber keine erkennen. Praktisch als Türschild hängte ich meinen Schlaz in einen Apfelbaum. Später telefonierte ich mit Stefan. Den Abend verbrachten wir alle zusammen in seinem Mobilhome. Zum Frühstück wurde ich in das Häuschen von Jürgen und Dagmar eingeladen. Frank gesellte sich dazu. So behielten wir es die ganze Zeit bei.
In der Nacht setzte Regen ein. Kalter Dauerregen.
Daß wir am Dienstag auf dem Weg zur Höhle nass wurden war nicht weiter schlimm, denn unser Ziel war die Grotte de Cul de Vau, eine Wasserhöhle. Teilweise war das Wasser knietief, teilweise gab es Schwimmstrecken. Vielerorts waren die Wände bizarr ausgewaschen  Nach einiger Zeit kamen wir an einem See samt Wasserfall an. Daneben führte ein Seil nach oben. Wir hängten uns ein und stiegen auf. Über eine kurze Traverse kamen wir wieder zum Bachlauf. Wir gingen weiter bis zum Siphon. Dann machten wir uns auf den Rückweg.

Ich wurde eingeladen den Abend mit den Anderen zu verbringen, doch um mich ein warmer Schlafsack und vor dem Zelt kräftiger kalter Dauerregen waren schlagkräftige Argumente dagegen. Der Regen setzte sich die ganze Nacht in unverminderter Stärke fort.
Stefan erzählte uns von dem Gouffre des Ravieres. Dies ist eine Schachthöhle mit zwei großen Hallen. Der größte Teil der Decke wurde in früheren Zeiten wie ein Kellergewölbe zugemauert. Nur ein kleiner Einstieg ist frei. Wir fuhren hin und verteilten uns über die Wiese um die Höhle zu suchen. Dabei wurden die Kleider, die wir für die Rückfahrt benutzen wollten schon ziemlich nass. Wir zogen unsere Höhlensachen an und wurden wieder nass. Im Regen hängten wir uns ein und seilten uns in die Höhle ab. Als wir unten ankamen mussten wir feststellen, dass es in der Höhle genauso stark regnet, wie draußen. Allerdings fanden wir später auch noch trockene Bereiche. Die riesigen Hallen waren sehr beeindruckend. Große Knochen lagen am Boden. Der kalte Dauerregen ging weiter, den ganzen Tag und gleich auch noch die ganze Nacht durch.

Heidi und Dagmar versorgten uns jeden Abend, wenn wir aus der Höhle kamen mit einer warmen Mahlzeit. Wir wussten diesen luxuriösen Service sehr zu schätzen.
Michael war hinzugekommen und später Ralf.
Am nächsten Morgen waren wir uns einig, dass Wasserhöhlen bei dem Wetter nicht die beste Wahl sind. Doch wir wollten wissen, wieviel Wasser denn aus den Höhlen kommt und machten einen Ausflug zu verschiedenen Karstquellen.

Aus jeder Quelle, jedem Höhlenausgang schoss uns tosendes Wasser entgegen. Rinnsale waren zu reißenden Flüssen geworden. Gischt sprühte auf.  Der Regen ging weiter, kalt und kräftig.
Am Straßenrand fanden wir eine sehr kleine aber nette Höhle, die sich als Grotte du Trou au Loup, Wolfshöhle, herausstellte.

Tropfsteine, einen kleinen versinterten Schacht und  Fledermäuse, so nah, dass man sie einsammeln können hätte, gab es zu sehen. Am Eingang der Grotte de Cul de Vau beförderte ich mit dem Handseil Stefans Fotoausrüstung ins Wasser. Ein Schrei von Frank machte mich darauf aufmerksam. Mit Müh und Not konnte ich den gelben Plastikkoffer festhalten, bevor er der Wildwasserbach hinunter verschwinden konnte.
Am nächsten Morgen, dem Freitag hatte der Regen tatsächlich aufgehört. Die Sonne kam heraus. Die Höhlen waren zwar immer noch voller Wasser, aber es gab einen schönen Schacht, aufwändig zum Einbauen. Den befährt man besser bei trockenem Wetter, weil man lange davor steht, bis alles fertig ist. So konnten wir uns einige Zeit sonnen, bis das Seil an seinem Platz hing. Baume des Cretes heißt  die Höhle, die zum Verneausysthem gehört.  Nach einer Schräge kam eine Traverse aus fünf Seilbögen, die ich zirkusreif meisterte. Zirkusreif als Clownnummer. Aber ich kam an. Immerhin hat man ja noch Steigklemmen und den Shunt, wenn man es mit dem Karabiner nicht hinkriegt. Dann konnte ich abseilen. Unten war eine große Halle mit herrlichen Sinterbildungen. Weiter ging es unter Versturzblöcken durch. Es kamen kurze Abseilstrecken. Die Höhle wurde feuchter. Wir wurden von drei jungen Schweizern überholt, die unheimlich schnell und gekonnt unterwegs waren. Schließlich kamen wir in einen Canyon, dessen Wasser immer tiefer wurde, Die Schweizer kamen zurück und berichteten, dass der Weg immer schwieriger würde und bald von Wasser gefüllt wäre. Auch wir kehrten um bei  180 Metern Tiefe. Mit Fotoausrüstung und nassen Seilen hatten wir auf dem Weg nach oben ganz schön zu schleppen. Schließlich war ich wieder an der Eingangstraverse, die ich auch auf dem Rückweg zirkusreif meisterte. An dem Tag konnten wir viele Fledermäuse beobachten, in der Höhle und draußen am Eingang.

Am Abend kamen Jule, Marvin und noch ein Ralf an, um die nächsten Tage mit uns zu verbringen.

In der Nacht gab es den ersten Frost.
Später setzte wieder unser gewohnter Regen ein. Kalt und andauernd.
Für Samstag hatten wir uns eine nette kleine Höhle ausgesucht, doch als wir ankamen standen schon 17 Höfos in Warteposition vor dem Eingang. Irgendwie fand das unser Fotograf störend für seine Bildkompositionen. So machten wir uns auf den Weg zum Gouffre Ordans. Hier konnte sich einer nach dem andern aus dem kalten Regen in die trockene Höhle abseilen. Die große Halle enthält unheimlich viel Sinter. Eigentlich hätte man hier Tage mit fotografieren zubringen können. Auch Fledermäuse gab es hier. Hufeisennasen. Nett sehen die aus, wie sie sich ganz in ihre Flügel einhüllen.

Am Sonntag hatten wir eine Wetteränderung. Aus dem kalten Regen war warmer Regen geworden. Bescheiden, wie wir inzwischen geworden waren freuten wir und über diesen Wetterumschwung. Unser Ziel an diesem Tag war die Grotte Bodain. Der Eingangsschluf gefiel uns durch seine einfache schöne Form. Klar war, dass wir wegen dem Hochwasser nicht allzu weit kommen würden, so hatten wir viel Zeit die schönen Details zu beachten und zu fotografieren. Es wurden auch reichlich Hufeisennasen gesichtet. Allein zehn in einer Halle.
Eine Gruppe begab sich auf den Weg durch einen engen Schluf um den gewaltig tosenden Höhlenfluß aus 20 Meter Höhe zu betrachten.
Ein anderer Gang war voller Sinterbecken.

Am Montag dem 3. Oktober, war die Regenphase und auch unser Urlaub zu Ende. Trotzdem waren es schöne erlebnisreiche Tage, in denen neue Kontakte geknüpft und neue Freundschaften geschlossen wurden. Ich kenne jetzt Cannstatter!!